Rostocker Ortsbeiräte

Da sich die allgemeine Seite zu den Rostocker Ortsbeiräten unter
http://reutershagen.de/ortsbeirat/
in letzter Zeit sehr gefüllt hat, wurde folgendes Thema hierher verschoben, da es inzwischen abgearbeitet ist.

Ortsbeirat Rostock-Stadtmitte

Viele Leserbriefe in der Ostsee-Zeitung zeigten einen eindeutigen Trend zum Erhalt der Rostocker Natur.
Folgender Zeitungsartikel war deshalb Anlaß, dieses Thema hier zu veröffentlichen :

OSTSEE-ZEITUNG.DE

Wochenendausgabe, 21. März 2009  |  Hansestadt Rostock

Lebende Bäume sollen für totes Denkmal fallen

Ob für ein Mahnmal, das an die Sprengung der Christuskirche erinnern soll, drei Bäume fallen, wird heiß diskutiert.

Stadtmitte Für die am 12. August 1971 gesprengte Christuskirche am Schröderplatz soll es ein Mahnmal geben. Mit einem Durchmesser von sechseinhalb Metern. Die Idee dafür existiert schon länger. Ein Verein unter Vorsitz des Rostockers Adam Sonnevend hat das Geld und die Entwürfe für das Mahnmal beisammen und wartet seit Jahren darauf, dass mit dem Bau begonnen werden kann.

In diesem Jahr im September ist es genau 100 Jahre her, dass für die katholische Kirche der Grundstein gelegt wurde. Das, so betonen die Vertreter des Fördervereins, sollte ein ausreichend wichtiger Anlass sein, das Mahnmal endlich zu errichten.

Doch jetzt ist Streit um den Standort entfacht. Eine Gruppe von alten Kastanien am Rande des Walls, von denen drei für das Vorhaben gefällt werden müssten, erregt die Gemüter.

"Wir brauchen eine gute Lösung, bei der nicht drei Kastanien gefälllt werden müssen", sagt Johann-Georg Jaeger (Bündnis 90/ Die Grünen), Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss. Das Denkmal könne Richtung Wallanlagen versetzt aufgestellt werden, so dass nur eine einzige Kastanie fallen müsse. Ein weiterer Vorschlag laut Jaeger: das Denkmal auf dem Grünstreifen gegenüber den Kastanien aufzustellen. Für die Künstlerin ist der Standort aber nicht akzeptabel, weil zu laut durch die nahe liegende Straße.

Die Zeit drängt. Anfang April soll die Bürgerschaft einen Lösungsvorschlag präsentiert bekommen. Bausenator Holger Matthäus (Bündnis 90/Die Grünen), möchte im Vorfeld keinen Streit um den Standort des Denkmals. "Das wäre ein denkbar schlechter Start dafür." Er suche jetzt nach einem Kompromiss. Den will auch Finanzsenator Georg Scholze (CDU) herbeiführen. Das Denkmal müsse einen Standort finden, an dem Ruhe und Besinnung möglich seien und an dem es einen Bezug zum damaligen Standort der Kirche gebe. Parteipolitischer Streit, sagt Scholze, dürfe daraus nicht entstehen.

Ottilie Seide aus Parkentin hat in der Christuskirche 1951 geheiratet. Über ein Denkmal würde sie sich sehr freuen. "Aber schöne Bäume dürfen dafür keinesfalls sterben." "Das Geschehen um die Christuskirche in Rostock bewegt die Gemeinde", sagt Pfarrer Horst Eberlein. Wer die Kirche im Häktweg am Lindenpark besuche, stoße automatisch auf das Thema.

Im Ortsbeirat Stadtmitte fand die Idee eines Mahnmals Zustimmung. Auch der Wunsch des Fördervereins, das Kunstwerk nahe dem einstigen Standort der Kirche zu errichten, wurde verstanden. "Dass die Bäume weg müssen, finde ich nicht gut", sagte in einer Ortsbeiratssitzung Reingard Kraeft, die in der Schröderstraße wohnt. Ob nicht ein Standort wenige Meter weiter infrage komme, wollte sie wissen. Das sei geprüft worden, antwortete Odett Freiberg von der Rostocker Gesellschaft für Stadtsanierung. Allerdings verlaufe in dem Bereich eine Heizleitung, die einem Fundament an anderer Stelle im Weg sei. Das Mahnmal sei wichtig genug, um den Verlust von drei Bäumen zu verschmerzen, fand die Mehrheit des Beirats und stimmte dem Bau kürzlich zu.

Steffen Wandschneider (SPD), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, sagt: "Dass das Denkmal kommt, ist bei allen unumstritten." Er sei allerdings gespalten, wenn Bäume fallen müssten. Vielleicht sei auch der Grünstreifen am Eingang zur Kröpeliner Straße ein guter Standort.

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Umfrage

Sollen drei alte Kastanien am Wallrand gefällt werden, damit ein Mahnmal mit sechseinhalb Metern Durchmessern aufgestellt werden kann, das an die Sprengung der Christuskirche erinnert?

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DDR-Regime ließ 1971 Christus-Kirche sprengen

Die erste Christuskirche war ein stolzer Möckelbau und wurde am 24. Oktober 1909 von Bischof Hubertus Voß geweiht. Sie hatte am 11. April 1944 den Bombenhagel zu erleiden, bei dem acht Personen, darunter drei Priester, zwei Ordensfrauen, eine Gemeindereferentin und zwei Laien tödlich verletzt wurden. Sehr schnell baute die Gemeinde die zerstörte Kirche wieder auf. Der 62 Meter hohe Turm blieb weg. Das Dach des Turms wurde mit einem schlichten Satteldach geschlossen. Wie durch ein Wunder waren die drei Glocken (d, e, fis) erhalten geblieben. Schon am 15. Mai 1949 konnte Erzbischof Wilhelm Berning aus Osnabrück eine Wiederholungsweihe der Kirche vornehmen.

Die sozialistischen Machthaber wollten keine katholische Kirche am Schröderplatz: Trotz Protestschreiben wurde sie am 12. August 1971 gesprengt.

Ein Ersatzbau am Borenweg / Häktweg wurde in neun Monaten gebaut. Am 12. Juni 1971 wurde die dritte Christuskirche geweiht.


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