Hinweise für Ferienlager- / Ferienfreizeit - Auswahl

Vorwort  •   Kommentar  •   Pressemeldungen

Aktuelle Pressemeldungen unter:   http://reutershagen.de/ferien/hinweise/

Vorwort

Ob folgende (angeblich äußerst schlimmen) Vorfälle etwas in der Öffentlichkeit bewegen werden?
Das Interesse (zu sehen an den Zugriffszahlen auf diese Seite) war bisher meist nur wenige Tage etwas höher als sonst!!!
Müssen erst (mehrere) Kinder/Jugendliche schwer (unheilbar) erkrankt oder tödlich verletzt eine Ferienfreizeit beenden, bis es in Deutschland verbindlich bessere Normen und Kontrollen für solche Veranstaltungen gibt???
Auch die betriebswirtschaftlich notwendige Schließung sozialer Einrichtungen kann bekanntlich schlimme Nachwirkungen haben, wenn Jugendliche nicht wissen, was sie mit ihrer Freizeit und Energie anfangen sollen.

 Kommentare:

zu 2006: die Meldung kam doch ziemlich unerwartet, denn die Organisation des Lagers ist bekannt für viele Maßnahmen (sehr viele Einwegverpackungen im Verpflegungsbereich; keine "losen" Getränke im dauerhaften Zugriff, sondern nur zu denn Mahlzeiten; keine dauerhaft geöffneten Duschen; mindestens einmal tägliche Reinigung der sanitären Einrichtungen), welche die Vorfälle nicht vorhersehbar erscheinen lassen.

zu 2005: es ist nicht verwunderlich, über solche Vorfälle zu lesen, im Gegenteil, es ist eher erstaunlich nicht schon früher ähnliche Meldungen zu sehen.
Gerade Anbieter (Firmen und auch Vereine) mit Angeboten an mehreren Orten, lassen erfahrungsgemäß kein besonderes großes Interesse erkennen, die Aktivitäten qualitativ hochwertig (unter Berücksichtigung unten genannter Kriterien) durchzuführen.
Eine Teilschuld tragen sicher auch einige Erziehungsbrechtigte, die sich vorher nicht ausreichend informieren (siehe unten genannte Hinweise) und somit dem Veranstalter signalisieren, der Qualitätskontrolle keine große Aufmerksamkeit widmen zu müssen.
Auf eine öffentliche Nennung der mir bekannten "schwarzen Schafe" verzichte ich vorerst an dieser Stelle, da ich keine Lust auf juristische Streitigkeiten habe.
Wer entsprechende Auskunft haben möchte, kann sich jedoch gerne an mich wenden (Kontakt siehe Impressum).
Hingegen nenne ich hier einen besonders vorbildlichen Anbieter (u.a.: umfangreiche Schulung der Betreuer sowie Öffentlichkeitsarbeit -auch Informationen des "2006er Vorfalls" betreffend, sehr inhaltsvolles Programm): Borstel e.V. (Förderverein für Kinder- und Jugendarbeit)


Freitag, 18. August 2006  |  Titelseite

Eltern wissen noch immer nicht, was ihren Kindern fehlte

Markgrafenheide Eltern von im Ostsee-Ferienzentrum erkrankten Kindern beklagen fehlende Auskünfte von Behörden und Reiseveranstaltern. "Ich wäre schon gerne informiert worden, was genau passiert ist", sagt die Mutter eines 14 Jahre alten Jungen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Berlinerin holte ihren Sohn am Dienstag in Markgrafenheide ab, obwohl seine Urlaubsreise noch nicht beendet war. Ihr Kind litt Montagabend, wie rund 140 andere, plötzlich an starker Übelkeit und Erbrechen. 24 Kinder und Jugendliche wurden zeitweise in der Rostocker Uni-Klinik behandelt (OZ berichtete). Auf OZ-Nachfrage hieß es im Gesundheitsamt, dass eventuell Noro-Viren die Massenerkrankung ausgelöst haben. Diese meldepflichtige Krankheit tritt vor allem in Gemeinschaftsunterkünften auf, die Symptome verschwinden meist nach drei Tagen.

"Mein Sohn wurde im Ferienlager von einem Notarzt untersucht. Der hat sich nicht einmal seinen Namen notiert", sagt die Berlinerin. Niemand habe sie über weitere Vorsichtsmaßnahmen aufgeklärt. Der Junge sei inzwischen wieder wohlauf. Von 40 Kindern seiner Reisegruppe hätten etwa 30 den Urlaub abgebrochen.

Udo Osburg fuhr eine Nacht lang aus Stuttgart an die Ostsee, um seinen Sohn Felix abzuholen. Dort habe man ihm verweigert, mit dem Auto die Schranke zu passieren. "Offensichtlich sollte den verbleibenden Kindern verheimlicht werden, das andere abgeholt werden", sagt der Schwabe. Auf seine Fragen, etwa nach Ansteckungsmöglichkeiten, habe er von der Reiseleitung nur ausweichende Antworten erhalten. Jetzt will er klagen.

GKW


Donnerstag, 17. August 2006  |  Mecklenburg-Vorpommern

Infizierte Ferienkinder fast alle wieder gesund

Rostock (dpa) Die mit akuten Magen-Darm-Beschwerden ins Rostocker Universitätsklinikum eingelieferten Ferienkinder sind bis auf zwei gestern wieder entlassen worden. Ursache für die Erkrankung der Besucher eines Ferienlagers in Markgrafenheide bei Rostock war laut Gesundheitsamt gestern weiter unklar. Insgesamt waren 150 der 8 bis 15 Jahre alten Kinder und Jugendlichen betroffen, 24 von ihnen mussten in der Nacht zu Dienstag stationär aufgenommen und mit Infusionen behandelt werden. Das Krankheitsbild weise auf Giftstoffe hin, die in verdorbenen Lebensmitteln gefunden werden. Salmonellen wurden nicht ausgeschlossen.


Mittwoch, 16. August 2006  |  Titelseite

Aus dem Ferienlager ins Krankenhaus

Nach einer Masseninfektion untersuchten Notärzte 139 Kinder. 24 kamen in die Klinik. Die Ursache ist noch unklar.

Markgrafenheide Für 24 Kinder und Jugendliche endete der Ostsee-Urlaub am Montagabend in der Rostocker Uni-Klinik. Die Mitglieder von Reisegruppen aus mehreren Bundesländern waren zu Gast im Ostsee-Ferienzentrum in Markgrafenheide. Gegen 18 Uhr musste dort der Notarzt erste Hilfe leisten, nachdem die Feriengäste reihenweise über Übelkeit und Erbrechen klagten. Im weiteren Verlauf kamen immer neue Fälle dazu. Bis in die Nacht untersuchte ein 50-köpfiges Notfall-Team insgesamt 139 Personen. 24 davon wurden in die Kinder- und Jugendklinik der Universität überwiesen, einige kamen zur Beobachtung auf die Intensivstation.

"Ihr Zustand war zu keinem Zeitpunkt lebensbedrohlich", sagte gestern Christoph Plath, Leiter der Intensivmedizin. Voraussichtlich heute sollen die Patienten entlassen werden. Ein Vater habe sein Kind bereits abgeholt. Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, erhielten die Betroffenen Infusionen mit Mineralien und Kohlehydraten. Eine allgemeine Gefährdung bestehe nicht.

Noch ist unklar, was die Serie von Magen-Darm-Erkrankungen auslöste. Laut Uni-Klinik kommen Bakterien, Viren, verdorbene Lebensmittel oder eine Ansteckung in den Sanitäreinrichtungen in Betracht. Das Rostocker Gesundheitsamt hat zahlreiche Proben im Ferienlager genommen. Ein Ergebnis wird für heute erwartet. Nach Angaben des Ferienzentrums könne eine Lebensmittelvergiftung mittlerweile ausgeschlossen werden. Ansonsten "tappen wir noch im Dunkeln", sagte Geschäftsführer Michael Sadowsky. Die Uni-Klinik bestätigte diese Angaben nicht. Salmonellen seien aber "eher nicht" der Auslöser, vermutet Plath.

Insgesamt verbringen zurzeit rund 600 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 ihre Sommerferien in der Einrichtung an der Ostsee. Das Gesundheitsamt ordnete die Desinfekition von Sanitär-, Küchen- und Wohnräumen an. "Hygiene und Reinigung stehen im Vordergrund, um die Situation zu entkrampfen", sagte Amtsleiterin Christiane Haufe.

Sadowsky hat die Betreuer der Reisegruppen angehalten, dabei mitzuhelfen. Diese sollen unter anderem eine Händewaschpflicht für ihre Schützlinge nach dem Toilettengang überwachen. Wirtschaftlich sei der Vorfall für das Ferienzentrum alles andere als erfreulich, so der Geschäftsführer.

GERALD KLEINE WÖRDEMANN


Mittwoch, 16. August 2006  |  Titelseite

Rostock: 24 Kinder mit Vergiftung in Klinik

Rostock (dpa/OZ) 24 Kinder aus einem Ferienlager in Rostock-Markgrafenheide sind in der Nacht zu Dienstag mit einer schweren Magen-Darm-Erkrankung in die Universitätsklinik der Hansestadt eingeliefert worden. Laut Klinik wurde die Erkrankung vermutlich durch eine bakterielle Infektion ausgelöst. Möglicherweise hatten die Kinder im Alter zwischen 9 und 15 Jahren verdorbene Speisen gegessen. Auch eine Salmonellen-Infektion sei nicht ausgeschlossen oder eine Infektion mit Viren im Sanitärtrakt. Der Zustand der Kinder habe sich inzwischen stabilisiert.

Die Kinder klagten über heftige Bauchschmerzen und Brechreiz. Sie sollen voraussichtlich heute das Krankenhaus verlassen können.


Dienstag, 09. August 2005  |  Ostseebad Warnemünde

Neue Betreuer haben Kinder besser im Griff

Das Jugendamt ist zufrieden. Es hat kontrolliert, wie der Veranstalter Smile Touristik sein Ferienlager im Heideort organisiert.

Markgrafenheide Angelika Stiemer und Mario Rosenkranz vom Jugendamt sind zufrieden. In dieser Woche haben sie dreimal unangemeldet kontrolliert, wie der Magdeburger Reiseveranstalter Smile Touristik sein Ferienlager in Markgrafenheide organisiert. Während des ersten Durchgangs hatten Eltern das Amt und die OSTSEE-ZEITUNG über schockierende Vorfälle informiert. Einige Kinder wurden vorzeitig von ihren Eltern nach Hause geholt.

Hauptmangel war, dass die Betreuer "nicht ausreichend geschult waren", wie die Jugendamt-Mitarbeiter bei Gesprächen mit ihnen feststellten. Die jetzigen Betreuer sind älter und haben mehr Erfahrungen in der Betreuung. Im ersten Durchgang kannten sich die Betreuer vor Fahrtantritt nicht, wie es sonst üblich ist. Normalerweise werden sie außerdem auf Besonderheiten der Kinder aufmerksam gemacht. Im ersten Durchgang wussten die Betreuer nicht, dass einige Kinder aus Einrichtungen der Jugendhilfe kommen, die eine fachspezifische Betreuung benötigt hätten. Das hatte fatale Auswirkungen.

Eine ganz andere Situation erlebten die Jugendamt-Mitarbeiter nun. Sie beobachteten über Stunden die Abreise der Kinder des zweiten Durchgangs und die Ankunft des dritten bis nach dem Abendbrot. Mario Rosenkranz: "Die Anreise, die Aufteilung der Kinder in Gruppen und der weitere Verlauf des Abends verliefen reibungslos. Die Abreise gestaltete sich langwierig und war unkoordiniert." Der Reiseveranstalter wurde schriftlich durch das Jugendamt aufgefordert, für die noch bevorstehenden Abreisen eine angemessene Verpflegung, einschließlich Getränke, für die Heimfahrt bereitzustellen. Das Mittagessen ist die letzte vertraglich gebundene Mahlzeit. Damit die Kinder nicht hungrig fahren, hatte das Ostsee-Ferienzentrum für zwölf Teilnehmer, ihren Betreuer und Busfahrer Abendbrot zubereitet, denn die Rücktour startete erst nach 19 Uhr.

Michael Sadowsky, Geschäftsführer des Ostsee-Freizeitzentrums (OFZ), hatte darauf bestanden, dass die Magdeburger Firma eine Teamkoordinatorin schickt, und zwar schon einen Tag vor Ankunft der Betreuer und der 93 Kinder zwischen sechs und 17 Jahren. "Damit wir mit ihr Dinge klären können, sie sich vor Ort umsieht und weiß, was sie am ersten Tag mit den Kindern unternehmen kann", begründete Sadowsky die Forderung. Im ersten Durchgang gab es keinen Teamkoordinator. Deshalb musste ein OFZ-Mitarbeiter die Betreuer anleiten.

"Durch die Teamkoordinatorin war alles von Anfang an besser organisiert", benannte Angelika Stiemer einen wesentlichen Unterschied zum ersten Durchgang. Die Betreuer haben sich unmittelbar nach der Anreise anhand der Teilnehmerhefte über eventuell zu beachtende Besonderheiten informiert. Während sich damals Eltern beklagten, ihre Kinder wären sich zu viel allein überlassen gewesen, haben die sieben Betreuer in diesem Durchgang ein Wochenprogramm aufgestellt. Das hängt im Hausflur. Am Donnerstagnachmittag waren fast alle Kinder im Zoo oder bummelten durch Rostock. Zudem bietet das weitläufige Areal des OFZ "fantastische Freizeitmöglichkeiten" bis hin zum Lagerfeuer, wie Angelika Stiemer feststellte.

INGRID FEUERSTEIN


Wochenendausgabe, 06. August 2005  |  Hansestadt Rostock

Nach OZ-Bericht wurde es besser

Zu unserem Beitrag "Horror-Ferienlager. . . "

Nachdem unsere 13jährige Tochter aus dem Ferienlager Markgrafenheide wieder eintraf, erzählte sie uns ebenfalls von sehr chaotischen Zuständen dort. Wir buchten die Reise für unsere Tochter und ihre Freundin über das Reiseunternehmen "Smile-Touristik", allerdings verging uns nach den Berichten der Mädchen das Lächeln. Nach Ihrem Bericht in der OZ änderte sich wohl das Betreuerverhalten, zumindest gab es keine Trinkgelage mehr, aber die Zustände des Hauses waren katastrophal. Die ebenfalls von uns gebuchte Vollpension für die Mädchen stellte sich als ungenießbar heraus, so dass unsere Mädchen zu "Selbstversorgern" wurden. Die Busfahrt ins Ferienlager und zurück, ebenfalls organisiert von Smile Touristik, entpuppte sich als eine wahre Katastrophe. In einem Schreiben an die genannte Agentur fordern wir nun einen Teil unseres Geldes zurück.

Familie Bartling

Bad Fallingbostel


Wochenendausgabe, 30. Juli 2005  |  Ostseebad Warnemünde

Camp-Chaos hat ein Nachspiel

Markgrafenheide In einem Ferienlager-Durchgang des Magdeburger Reiseveranstalters Smile Touristik kam es zu haarsträubenden Vorfällen. Eine Zwölfjährige wurde mit Alkoholvergiftung in die Klinik gebracht, ihre 15-jährige Schwester bedrohte andere mit dem Messer. Die Polizei nahm das Mädchen in Gewahrsam. Einige Kinder waren von den Vorfällen schockiert und baten die Eltern, sie abzuholen (OZ berichtete).

Die meist 18-jährigen Betreuer der 120 Kinder waren mit der aus dem Ruder gelaufenen Situation heillos überfordert. Solche Vorkommnisse seien einmalig, meint Jugendamtsleiter Georg Horcher. "Wir arbeiten im Ostsee-Ferienzentrum mit 30 Reiseveranstaltern zusammen, stellen ihnen für ihre Ferienlager die Infrastruktur wie Unterkünfte, Aufenthaltsräume und die Freizeitmöglichkeiten auf unserem Gelände zur Verfügung - bei bis 70 000 Übernachtungen von April bis Oktober stets ohne Probleme", versichert Michael Sadowsky. Der Geschäftsführer des Ostsee-Ferienzentrums ist entsetzt über die Ereignisse, durch die er den Ruf des seit 1992 bewirtschafteten Camps gefährdet sieht. Er habe die mangelnde Aufsicht der Kinder durch die konzeptlosen Betreuer erst bemerkt, als das Chaos ausgebrochen war. Gegenwärtig sind 900 der 1200 Betten im Ferienzentrum belegt. Ein Wachdienst ist vor Ort.

Sadowsky hat zum ersten Mal mit Smile Touristik zusammengearbeitet. Bevor es dazu gekommen sei, habe er sich über das Unternehmen ein Bild machen wollen, erklärt der Geschäftsführer, und das Bundesforum für Kinder- und Jugendreisen befragt. Die Dachorganisation für Kinder- und Jugendreisen in Deutschland habe Smile Touristik ein "gutes Image" bescheinigt.

Um für die Kinder des Durchgangs zu retten, was noch zu retten war, "hat mein Mitarbeiter Hartmut Frommold die Gruppenleiter angeleitet, Programme angeboten und sich als Koordinator für den Durchgang angeboten", zählt Sadowsky auf.

Wütend macht Jens Anders vom Verein Borstel, "dass durch solche Anbieter (Smile Touristik / d. Red.) der Ruf der Ferienlager Schaden nimmt." Borstel veranstaltet seit zehn Jahren Ferienlager in Markgrafenheide. Anders bricht eine Lanze "für diejenigen Ferienlager-Veranstalter, die mit dem Personal des Ferienzentrums alles dafür tun, mit den ihnen anvertrauten Kindern erlebnisreiche Ferien zu organisieren".

Erst zwei Tage nach den Vorfällen sei ein Mitarbeiter von Smile Touristik auf seine Anforderung nach Markgrafenheide gekommen, erklärt Sadowsky. Er kündigt an: "Nach dem vierten Durchgang werten wir mit der Firma die Saison aus." Dann will der Geschäftsführer entscheiden, ob er mit ihr weiter zusammenarbeitet. "Verträge mache ich nur, wenn kompetente Betreuer die Kinder begleiten."

Montag beginnt der dritte Durchgang von Smile Touristik. Das Jugendamt lastet dem Reiseveranstalter mangelnde Sorgfalt bei der Auswahl der Betreuer und eine nicht ausreichend gewährleistete Aufsichtspflicht an. Es will unangemeldet kontrollieren.

INGRID FEUERSTEIN


Freitag, 29. Juli 2005  |  Ostseebad Warnemünde

Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben

Der Reiseveranstalter ist erschreckend gleichgültig mit dem Leben und der Gesundheit der ihm anvertrauten Kinder umgegangen. Während die Eltern glaubten, für ihre Sprösslinge erholsame Ferien unter Gleichaltrigen in Markgrafenheide gebucht zu haben, ließ der Veranstalter die notwendige Vorsorge vermissen. Es begann bei der Auswahl der Betreuer, die kaum älter waren als die zu Betreuenden. Klar hätte sein müssen, sie werden von ihnen nicht als Respektspersonen gesehen, eher als Kumpel, die ein Auge zudrücken.

Der Veranstalter handelte nicht nur den Kindern gegenüber fahrlässig, indem er es zuließ, dass die Aufsichtspflicht verletzt wurde. Er verhielt sich auch gegenüber den jungen Betreuern fahrlässig, weil er ihnen verschwieg, dass verhaltensauffällige Kinder dabei sind. Zu hinterfragen ist aber, warum staatliche Ämter diese Kinder ohne fachliche Betreuung an einem Ferienlager teilnehmen lassen. Sie haben genauso wie der Reiseveranstalter das Wohl der Kinder aufs Spiel gesetzt.

INGRID FEUERSTEIN


Freitag, 29. Juli 2005  |  Titelseite

MARKGRAFENHEIDE

Horror im Ferienlager

Unglaubliche Vorfälle im Markgrafenheider Ferienlager: Kinder mit Alkoholvergiftung und Messer-Attacken auf Feriengäste. Jetzt will das Jugendamt im Horror-Ferienlager schärfer kontrollieren.


Freitag, 29. Juli 2005  |  Ostseebad Warnemünde

Kinder wollten aus Horror-Ferienlager raus

Im Markgrafenheider Ferienlager haben sich haarsträubende Vorfälle ereignet. Das Jugendamt hat dem Reiseveranstalter Auflagen erteilt.

Markgrafenheide Eine Zwölfjährige wurde mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Ihre 15-jährige Schwester drohte im Rausch anderen Kindern des Ferienlagers, sie umzubringen. Sie hatte ein Messer und rastete - wie Augenzeugen versichern - völlig aus. Die Polizei nahm das Mädchen in Gewahrsam.

Jenny (11) und ihre Freundin Wiebke (12) riefen spätabends ihre Eltern an und wollten "nur weg aus dem Horror-Ferienlager". Nächsten Tag holten die Eltern sie ab. Franziska (14) wollte auch weg, doch sie wohnt in Erfurt. Darum muss sie bis zum Ende der bei der Magdeburger Firma Smile Touristik gebuchten Freizeit im Ostseeferienzentrum von Markgrafenheide bleiben. "Doch sie darf nicht ohne Begleitung vom Gelände", hat ihr Vater Thorsten Pabst die Betreuer instruiert.

"Uns blieb die Spucke weg, als wir die Kinder abholten", schimpft Andrea Zimpel. Sie stießen in den Zimmern auf volle Bier- und Sangriaflaschen. Kathleen Lührs ist ebenso empört. Sie hatte im Internet das Ferienlager für Kinder bis 14 Jahre gebucht. "Tatsächlich waren aber dort Kinder bis 17 Jahre und fast alle Betreuer erst 18." Für Kathleen Lührs, die bei einem freien Träger in Rostock arbeitet, der selbst Freizeiten organisiert, ist es kein Wunder, dass die pädagogisch unausgebildeten Betreuer völlig überfordert waren. "Hier werden Kinder und Jugendliche von Jugendlichen beaufsichtigt", sagt Pabst frustriert. Er informierte darum den Rostocker Jugendamtsleiter Georg Horcher über die Vorfälle, zumal sich "der Reiseveranstalter uneinsichtig zeigte".

Horcher bestätigt: "Die Aufsichtspflicht ist nicht ausreichend gewährleistet." Er erhebt ebenso wie die Eltern schwere Vorwürfe gegen den Reiseveranstalter. Der habe die Betreuer nicht mit der notwendigen Sorgfalt ausgewählt und sie auch nicht über die Kinder informiert. Einige der 120 kamen - wie die Schwestern - aus Einrichtungen der Erziehungshilfe. Die Jugendamtsmitarbeiter sahen zudem, dass sich die Kinder "ohne Probleme Alkohol am Kiosk besorgen können".

Horcher hat dem Reiseveranstalter für den nächsten Durchgang Auflagen erteilt und das Magdeburger Jugendamt sowie das Gewerbeaufsichtsamt über die haarsträubenden Vorfälle in Kenntnis gesetzt. Wenn nächsten Montag wieder Kinder nach Markgrafenheide kommen, will das Rostocker Amt unangemeldet die Zustände im Ferienlager kontrollieren. Der Kioskbetreiber, der Alkohol verkauft hat, muss mit dem Gewerbeaufsichtsamt rechnen.

Die Mängelliste reicht von der Verletzung des Jugendschutzes bis zur unzureichenden Verpflegung trotz gebuchter Vollpension. "Tagsüber mussten sich die Kinder Getränke kaufen oder Leitungswasser trinken", schildert Andrea Zimpel. Besonders gravierend aber sei, so Kathleen Lührs, dass sich "die Kinder viel selbst überlassen waren".

INGRID FEUERSTEIN


aktualisiert: Januar 2008 

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